Märkische Allgemeine Zeitung, 25.08.2011 - Von Nadine Pensold

Bald kann die Lehranstalt für Gartenbau und Floristik einen 190. Jahrestag feiern

GROSSBEEREN - In der Lehranstalt für Gartenbau und Floristik (LAGF) wird branchenbedingt des Öfteren einmal gebuddelt. Was Dieter Franz Obermaier aber kürzlich ausgegraben hat, ist dagegen schon etwas Besonderes. Der Leiter der Lehranstalt hat in der Geschichte der LAGF gestöbert und stieß dabei auf eine überraschende Erkenntnis: Die Wurzeln der Einrichtung gehen bis ins Jahr 1823 zurück. „Damit scheinen wir die älteste Lehreinrichtung für Gartenbau in Europa zu sein", berichtet er.

Vor knapp 190 Jahren gründete der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné die königliche Gartenlehranstalt in Berlin-Dahlem. „Damals hat die Professionalisierung des Gärtnerberufs seinen Ursprung genommen", so Obermaier. Ein Jahrhundert später erhielt die Dahlemer Lehranstalt ein neues Versuchsgelände – dieses lag in Großbeeren. Darauf entstanden Moorversuchfelder und somit war die Karriere der Gemeinde als international bekanntes Gebiet für Gemüsebauforschung geboren.

Obermaier, der seit mehr als einem Jahr die LAGF leitet, ist froh, dass er diese Entdeckung gerade jetzt gemacht hat. Schließlich stehen nun gleich zwei Jahrestage ins Haus – 190 Jahre Gärtnerausbildung und 90 Jahre Ansässigkeit in Großbeeren. „Da sollte man sich schließlich rechtzeitig vorbereiten."

Auf der Suche nach Jubiläen hatte sich der gebürtige Bade kürzlich auf Spurensuche begeben, im Internet recherchiert und Bücher durchforstet. „Wenn man neu ist, dann interessiert einen natürlich die Geschichte." Die meisten Hinweise dazu hat er aus einem 52-seitigen Büchlein, in dem die „Erinnerung an Großbeeren und sein Institut" niedergeschrieben wurde. Auch der Austausch mit dem Großbeerener Hobby-Historiker Rolf Sahrmüller half ihm weiter. Der 73-Jährige beschäftigt sich seit 15 Jahren mit der Geschichte der Gemeinde und ist Mitglied der Großbeerener Geschichtswerkstatt. Seine Dorfchronik barg weitere wichtige Informationen.

Für Sahrmüller waren die Wurzeln der LAGF keine große Überraschung. „Im Prinzip war mir das bekannt." Da der Ursprung des Ausbildungswesens aber in Berlin und damit außerhalb der Grenzen Großbeerens lag, hat er den Fakten kaum Beachtung geschenkt. „Man muss sich schließlich eingrenzen", sagt der Hobbyhistoriker. Die Neuigkeiten über die LAGF haben für Obermaier einen ganz besonderen Reiz. Den 47-Jährigen interessiert das Spannungsfeld von Vergangenheit und Gegenwart des Gärtnerwesens. „Unsere Branche entwickelt sich nicht im luftleeren Raum", erklärt er. Die Entwicklungen seien den Vorgängen in der Gesellschaft unterworfen. So stand nicht in allen Epochen das Schaffen prächtiger Parks im Fokus der Branche. Nach den Weltkriegen waren vor allem Gemüse- und Obstbau gefragt. „Heute hingegen ist Garten- und Landschaftsbau der wichtigste Berufszweig geworden."

Um die Entwicklung der Gärtnerei noch besser verstehen zu können und auch den Werdegang der Ausbildung nachzuvollziehen, will Obermaier weiter in der Vergangenheit stöbern. „Wir sind natürlich an weiteren Hinweisen total interessiert", sagt er und hofft auf die Mithilfe von Ortsansässigen. Um noch mehr über die Historie der LAGF zu erfahren, kann er sich künftig auch eine Geschichtswerkstatt zum Thema Gartenbau vorstellen.

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